Ein Gespräch über hybrides Arbeiten und digitale Zukunft

Ein Gespräch über hybrides Arbeiten und digitale Zukunft

23. August 2022 Allgemein 0

Die Digitale Transformation – zwei kleine Wörter für eine große Aufgabe, die die Wirtschaftsprüfung Mazars wie viele andere derzeit bewegt. Seit vielen Jahren ist Mazars Mitglied im IEB und wir haben mit Klaus-Lorenz Gebhardt, Partner und Leiter der Abteilung Digital Solutions, darüber gesprochen, welche Experimente rund um neue Formen der Zusammenarbeit grade laufen, dass die Zusammenarbeit in den B-CoLab-Projekten super funktioniert und worauf er sich in einer digitalen Zukunft persönlich freut.

Hallo Lorenz,

bitte stelle dich doch kurz vor!

Ich bin bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars im Moment in einer Doppelfunktion. Einerseits bin ich Teil der Serviceline Tax und betreue dort mit einem tollen Team Mandanten bei steuerlichen Fragen. Das sind vor allem Mandanten aus dem Immobilienbereich, die wir bei ihrer täglichen Compliance begleiten. Andererseits leite ich mit meinem Kollegen Leo Schmidt unsere Digitaleinheit „Digital Solutions“, aus einem großen internen Strategieprozess entstanden ist. Das Team der Digital Solutions betreibt unter anderem das Innovationsmanagement, denkt Prozesse neu, baut Roboter und Chatbots und betreibt die von Mazars eigens für die digitale Zusammenarbeit mit den Mandanten entwickelte Plattform „Signals“. Außerdem unterstützen wir bei Themen wir Rollout, Adoption und Enablement.  

Mazars Deutschland ist als Organisation Mitglied in unserem Verein. Wie sieht die Kooperation von Mazars und dem IEB ganz praktisch aus?

Die Zusammenarbeit gibt es schon sehr lange und ist damals aus der engen Verbindung zwischen dem Gründer des IEB Thomas Schildhauer und unserem Sprecher des Management Boards Christoph Regierer entstanden. Wir sind als Organisation deshalb sehr nahe am IEB dran und probieren an allem teilzunehmen, was das IEB so bietet. Unter anderem sind wir auch Heavy User vom B-CoLab. Das B-CoLab machen wir sehr regelmäßig und sehr gerne. Von unseren Mitarbeiter:innen in der Abteilung Digital Solutions sind einige vom B-CoLab gekommen. Das liegt zum einen daran, dass man in dem Format die Menschen sehr gut kennenlernen kann und zum anderen daran, dass die Themen des IEB sehr nah an unseren Problemstellungen sind, sodass wir oft gute Schnittmengen finden.

Du warst auf unserer Mitgliederversammlung und der anschließenden Kuratoriumssitzung in der Themensession „Hybrides Arbeiten“. Welche Rolle spielt das Thema für dich und die Organisation?

Es spielt eine dramatisch wichtige Rolle für die Organisation. Wir sind in Deutschland mehr als 2000 Menschen. Im Sommer 2019 haben wir schon Microsoft Teams eingeführt und wurden von vielen dafür belächelt. Es war jetzt ein totaler Segen. Wir müssen nichts schrauben, lackieren oder bauen. Bis auf die Briefe, die wir bekommen und die wenigen Briefe, die wir noch schreiben (müssen), ist ja alles papierlos. Deshalb konnten wir mit 2000 Leuten über Nacht ins Homeoffice ziehen, in eine spontane, hybride Welt. Das hat die Technologie-Liebe gefördert. Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung sind traditionelle Berufe und auch traditionelle Ausbildungen. Jetzt, mit der Pandemie haben wir alle gemerkt, dass alle unheimlich verantwortungsvoll mit der Situation, mit der fehlenden Kontrolle und Freiheit umgegangen sind. Wir haben in der Zeit viel gelernt über Führung und Vertrauen. Aber wir haben ebenso das Gefühl, dass noch zwei Jahre zu Hause zu sitzen auch nicht der einzige Weg ist.

Welche wesentlichen Aspekte müssen in Sachen digitale Transformation und hybrides Arbeiten noch genauer betrachtet werden?

Die Frage ist, wie kann ich meine Arbeitsorganisation verändern, um den schnellen Veränderungen des Marktes und der Umwelt gerecht zu werden?

Sich als agiles Unternehmen rollen- und kompetenzbasiert zu organisieren und nicht per se hierarchisch sind superspannende Gedanken, wo wir jetzt grade anfangen, in geschützten Räumen zu experimentieren. Es ist nicht damit getan, die Laufbahnstufen abzuschaffen und einen Kicker hinzustellen. Für die digitale Transformation müssen viele Aspekte berücksichtigt werden, die das gelingen lassen und das ist eine Reise, die einfach lange dauert.

Die Technologie ist dabei nur ein Aspekt. Das haben wir bereits bei der Einführung von Teams gesehen: Wir haben das hingestellt und keiner hat es genutzt. Technologie allein reicht also nicht. Es braucht auch Kompetenzen, Sicherheit, das kulturelle Verständnis, sich auf den Weg zu machen und nicht bestraft, sondern belohnt zu werden. Das ist ein echt sehr vielschichtiges Thema. Die Technologie ist nur das ausführende Medium, digitale Transformation ist aus unserer Sicht ein ganzheitliches Thema. Es macht Spaß, aber es ist auch unheimlich anstrengend und aufwendig. 

Gibt es Themen, die Mazars in Hinblick auf Digitalisierung und digitale Transformation im Moment besonders beschäftigen?

Es gibt einige Themen. Alles was sich hinter den Begriffen Web 3.0 und Metaverse verbirgt, beschäftigt uns in zwei Dimensionen. Einerseits brauchen und benutzen unsere Mandanten das, das heißt, ich muss als Wirtschaftsprüfer, Steuerberater oder Rechtsanwalt wissen, wie ich einen Smart Contract bilanziere, ich muss wissen, wo er steuerliche Fragen auslöst oder wie er rechtlich zu beurteilen ist. Wir sehen in unserer Kerntätigkeit da neue Bedingungen am Markt und müssen mit neuen Werkzeugen damit umgehen. Andererseits überlegen wir uns ja auch, wo wir diese Technologien intern einsetzen können: Kann man Teile unserer Arbeit in die Blockchain packen? Wie gestalten wir VR-Events?

Was uns noch mehr beschäftigt, ist die Zukunft unserer Berufe. Das alles wirkt auf unsere klassischen Berufe ein. Ich bin Anwalt und Steuerberater, die Kolleg:innen sind Wirtschaftsprüfer. Die Berufe verändern sich, der Zugang zu den Berufen wird sich verändern. Wir brauchen auch neue Berufe wie z.B.Data Scientists, UX Expert:innen oder Business Analysten. All diese Rollen müssen wir auch mitdenken oder Ausbildungsberufe schaffen, die es heute noch gar nicht gibt.

Worauf freust du dich in einer digitalisierten Zukunft?

Ich fände es cool, wenn wir die technologischen Möglichkeiten der Augmented Reality noch besser nutzen. Wenn die Technologie so weit wäre, dass wir international Meetings, wo heute noch alle ins Flugzeug steigen, mit einem tollen Nutzererlebnis in einem Augmented Reality Raum schaffen kann. Vielleicht auch mit einer leichten Brille und nicht mit so einem Riesenteil, das wir dann alle so zusammen in meinem Zimmer sitzen können, auch wenn sie da gar nicht sitzen. Das wäre schon super.

Und, wir sind sehr froh über die Zusammenarbeit mit dem IEB und wir freuen uns drauf da in Zukunft weiter zu machen!

Vielen Dank für deine Zeit!