So steht es mit der Digitalisierung bei der Berliner Volksbank
Banken nutzen schon seit langem digitale Systeme, um ihre Geldgeschäfte abzuwickeln. Mit Blockchain und Metaverse kommen jetzt neue Herausforderungen auf die Banken zu. Das Spannungsfeld zwischen hohen Sicherheitsanforderungen, komplexen IT-Systemen und den Kundenbedürfnissen beschäftigt Andreas Laule, Direktor bei unserem Mitgliedsunternehmen Berliner Volksbank eG, und seine Kolleg:innen besonders. Wir haben mit ihm über die Kooperation mit dem IEB, Schnellboot-Projekte im Bereich Blockchain und eine digitale Zukunft gesprochen, in der Behörden, Finanzdienstleister und Kunden noch besser verknüpft sein könnten.
Hallo Herr Laule,
stellen Sie sich doch bitte einmal kurz vor?
Gern, mein Name ist Andreas Laule. Ich bin Bereichsleiter bei der Berliner Volksbank und zuständig für den Bereich Beteiligungsmanagement. Das umfasst das Immobiliengeschäft, unsere Firmenbeteiligungen, die wir in den letzten Jahren eingegangen sind und auch das Venture Capital Geschäft, das wir seit acht Jahren in der Berliner Volksbank betreiben. Außerdem manage ich mit meinen Kolleg:innen auch unseren Fonds, VR Ventures, an dem sich insgesamt bislang 15 Volksbanken und die IDEAL Versicherung beteiligt haben. Es ist also ein relativ breites Geschäftsfeld, sozusagen von Stein und Mörtel bis hin zu digitalen Produkten.
Die Berliner Volksbank ist Mitgliedsunternehmen im IEB e.V. Wie sieht diese Mitgliedschaft konkret aus? An welchen Themen und Projekten haben Sie bereits gemeinsam gearbeitet?
Ich betreue die Mitgliedschaft beim IEB schon lange und die Projekte, die wir gemeinsam gemacht haben, waren immer spannend. Wir suchen die Nähe zur Forschung und Universitäten, sind auch mit der TU Berlin verbunden und vergeben beispielsweise gemeinsam einen Unternehmerpreis. Aus unserer Sicht muss bei diesen Projekten auch nicht immer ein konkretes Ergebnis rauskommen, etwa in Gestalt eines konkreten Geschäftsmodells. Häufig befruchtet ein Projekt mit seiner Zielstellung und seinen Beteiligten auch darüber hinaus.
Unser HR-Bereich hat die Kooperation mit dem IEB in den letzten Jahren stärker genutzt. Sie haben digitale Weiterbildungen durchgeführt und Prozessthemen wie Design Thinking gemeinsam mit dem IEB vermittelt. Zuletzt haben wir das Thema Metaverse und NFT bearbeitet und dabei auch aus unserem Team den Kontakt zum IEB genutzt, um über einen Kollegen einen Wissenstransfer in die Bank anzuschieben.
Vor welchen Herausforderungen in Bezug auf die Digitalisierung und digitale Transformation steht die Berliner Volksbank für 2023 und darüber hinaus?
Für eine Bank ist das Thema Digitalisierung heutzutage essenziell. Dabei spielen Regulatorik und Rahmenbedingungen unserer Branche eine maßgebliche Rolle. Banking ist sehr stark durch bestehende Sicherheitserfordernisse geprägt. Zudem ist die Fragmentierung der IT-Landschaft zu beachten: So haben wir beispielsweise Kernbankensysteme im täglichen Einsatz, die mittlerweile zwar älter sind, dafür jedoch sehr stabil arbeiten. Zudem sind diese von außen nicht leicht angreifbar. Das führt andererseits dazu, dass andere Anbieter, die auf der grünen Wiese mit modernen IT-Systemen „Stand-Alone“ starten, schneller sind als wir. Weil sie sich eben nicht in eine bestehende Anwendungsstruktur und IT-Landschaft einbetten müssen. Außerdem sind solche „Insellösungen“ teilweise auch günstiger und nutzerfreundlicher in der Anwendung. Das ist eine Herausforderung. Jedoch stellen wir uns dieser gern und sind hier mit unserem Rechenzentrum, der Atruvia AG, in den letzten Jahren gut vorangekommen.
Kurzum: Wir brauchen auf der einen Seiten eben die Sicherheit und Stabilität und auf der anderen Seite wollen wir agil sein und Kundenbedürfnissen entsprechen. In diesem Spannungsfeld sind wir unterwegs. Zudem ist dieses Feld nicht statisch, sondern entwickelt sich fortwährend weiter. Das gerade macht den Reiz aus: es gibt keine absoluten richtigen Lösungen, die unbefristet Gültigkeit haben. Im Wettbewerbsumfeld geht es vielmehr häufig um den temporären vergleichsweisen Vorteil und das Entwickeln eines dauerhaften Vorteils daraus.
Welchen Einfluss haben die großen Buzzwords Metaverse, NFT und Co. auf das Geschäft der Berliner Volksbank?
Das sind für uns eher „Schnellboot-Themen“. Soll heißen: Diese Themen bespielen wir dann mit unseren Ventures und außerhalb der Bank. Wir beschäftigen uns damit konsequent und ernsthaft, in der Regel in eigenständigen Einheiten. Mit dem klassischen Bankgeschäft – wie unsere Kunden es erleben – hat das zunächst einmal wenig zu tun.
Wie sieht es denn mit konkret mit der Blockchain-Technologie aus?
Dinge, die technologisch getrieben sind, finden wir immer spannend. Das gilt sowohl fürs Metaverse aber auch für die Blockchain-Technologie. Beide Themenfelder nehmen Banken mit mehr als nur Interesse auf. Im Bereich Blockchain haben einzelne Banken bereits vor Jahren angefangen, Projekte aufzusetzen, beispielsweise um konkrete Transaktionen über die Blockchain durchzuführen. Das ist technologisch etwas, das zukünftig ein Gamechanger werden könnte. Wir als Regionalbank beobachten das sehr genau. Auch wir sind an solchen Themen dran, lernen und prüfen, welche Themen auch Relevanz für unser Tagesgeschäft haben. Beim Thema Metaverse gilt Ähnliches. Wir haben uns dazu beispielsweise Start-ups angeschaut, um zu erfahren, was die umtreibt. Uns ist durchaus bewusst, dass einige Banken bereits Filialen im Metaverse haben.
Ich muss dazu allerdings klar sagen, dass wir am Ende eine regionale Genossenschaftsbank sind und für 90% unsere Kund:innen spielt das alles im Moment auch einfach keine Rolle, zumindest nicht bei bloßen Banking-Anwendungen oder Dienstleistungen. Wir sollten also immer sehen, wie die Bedürfnisse heute sind oder eben in zehn Jahren sein könnten. In dieser Lage muss man Chancen und Risiken sorgsam abwägen und zugleich versuchen, technologisch Schritt zu halten und auch Erwartungen gerecht zu werden. Wir sind in unserer DNA eine Filialbank und gerade keine Onlinebank.
Wie sieht eine ideale digitale Zukunft für Sie aus? Was müsste sich bis dahin konkret ändern?
Persönlich meine ich, dass wir im Verbraucherbereich schon gut vorangekommen sind. Wenn wir dann irgendwann das Bargeld abschaffen könnten, wären wir schon sehr weit. Ideal wäre für unsere Firmen- und Gewerbekunden, wenn sie in Zukunft Kontoführung, Geld, Kredite, aber auch Finanzcontrolling, Buchhaltung und Steuern besser digital miteinander verbinden könnten. Die Systeme sind bisher einzeln vorhanden, ohne ausgeprägte Konnektivität. Wenn man also eine digitale Verknüpfung hinbekäme, wäre das eine große Entlastung und ein beachtlicher Effizienzgewinn. Es ist aber eben auch deutlich komplexer, als man es so von außen sieht. Dennoch wäre das etwas, was ich mir wünsche, weil es viele Vorteile bringt.
Vielen Dank für ihre Zeit
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